"Jenseits von richtig und falsch gibt es ein Feld, dort möchte ich dir begegnen."
Dieses Zitat von Rumi spricht meine Sehnsucht aus. Es beschreibt für mich, was den Dialog ausmacht, welche Haltung ich im Dialog und im täglichen Miteinander einnehmen möchte.
Ich möchte gerne leben in diesem wertfreien Neuland. Immer wieder habe ich diesen Ort gefunden und mich dort so wohl gefühlt, verbunden, leicht, annehmend. Immer wieder suche ich ihn auf. Und immer wieder bin ich zurückgebeamt in die Welt voller Wertungen und rege mich darüber auf, dass es diese Welt gibt ;-) und dennoch ist sie so vertraut, allgegenwärtig, um mich herum. Ich bin geprägt davon und habe sie verinnerlicht, werte ständig.
Was um mich herum abgeht, wie man sich verhält, darauf habe ich nur bedingt Einfluss. Worauf ich vollen Einfluss nehmen kann, ist meine Werterei in mir und mein Umgang mit meinen Mitmenschen.
Leichter gesagt als getan!
Es braucht sehr viel Ruhe und Bewusstheit in mir, so dass sich Gelassenheit spürbar in mir ausbreitet. Denn, wenn ich bewusst wahrnehme, was in mir vorgeht, dann kann ich mir vornehmen es anders zu machen und neue Muster anfangen.
Es gilt, sich einzuspielen auf das Neue, auf vielschichtigen Ebenen, wenn ich anstrebe, so gut es geht wertfrei zu leben. Wie bei einer Grundsanierung, wird von grundauf alles neu. Es braucht mich mit Haut und Haar, wenn ich in einer wertfreien Welt leben möchte, muss ich durch und durch Wertfreiheit in mir etablieren und geduldig und verständnisvoll mit mir bleiben, wann immer es mir nicht gelingt,
Was mir momentan hilft:
Ich erkenne, wie ich mich verschließe, wie ich zu mache, mich verspanne, wenn mich etwas oder jemand aufregt, mir nicht gefällt. Alles was mir nicht entspricht, mich nicht anspricht, möchte ich nicht haben, ich stoße es mehr oder weniger stark ab. Dann bin raus aus dem Kontakt und kann in keine unvoreingenommene, unbeschwerte Beziehung treten oder eine aufbauen.
Nach dem Erkennen, „ich bin raus“ kann ich meinen Atem wahr nehmen und komme so wieder zu mir. Wenn ich meinen Atem spüre, wie er tief und ruhig geht, kann ich Spannung im Körper wieder lösen, ein Gefühl der Verbundenheit wachrufen und neue, annehmende, wertschätzende verständnisvolle Gedanken denken, so entsteht Verbindung und ein angenehmes Lebensgefühl kann sich entfalten.
Sobald ich wieder rausrutsche, ins alte Muster, kann ich wieder meinen Atem suchen, ihn spüren, und loslassen, immer wieder aufs Neue. Zum Glück atmen wir tagaus, tagein, so kann ich jederzeit auf das zugreifen, was mir so gut hilft.
Es ist so gut Übungsräume wie den Dialog zu haben, zum einen ist er eine Einladung und Erlaubnis, so sein zu dürfen, wie man ist. Man kann sagen und zum Ausdruck bringen, was einen beschäftigt, ohne dass das Gesagte unterbrochen, kommentiert oder bewertet wird.
Im Dialog kann man sich entschleunigt begegnen und kennenlernen. Man spricht und hört ganz anders zu, als man es gewohnt ist und ist gewillt, bewusst in einer Gruppe das Feld jenseits von richtig und falsch aufzusuchen.
Fotografin: https://www.seelenportraits.com
Comments